„Wovon sollen wir träumen?“

2020, 2021 und 2022 leitete ich jeweils eine halbjährige Schreibwerkstatt mit Jugendlichen aus Bochum. Die Teilnehmer:innen waren zugleich Teil des UNICUS-Programms von St. Vinzenz e. V. Dieses Programm unterstützt sogenannte Schulabsentist:innen darin, wieder den Weg ins Schulsystem zu finden. Warum sie überhaupt der Schule fernbleiben? Die Gründe sind vielfältig. Psychische Erkrankungen, die nicht ernst genommen werden. Familien, die hindern statt zu helfen. Mobbing, über das hinweggesehen wird. Trauer, die keiner versteht. Drogenkonsum, der meist eher die Antwort auf mindestens einen dieser Punkte ist. Auf einen Nenner gebracht: Systemversagen. Häufig multiples Systemversagen. Schulen, Familien, Pflegefamilien, Jugendämter, Therapeut:innen. All in all you’re just another brick in the wall …

Unter den Titeln „Wovon sollen wir träumen?“ (2020), „Nicht wie ihr mich wollt“ (2021) und „Systemsprenger?“ (2022) schrieben die Teilnehmer:innen Biographisches und Fiktives. Berührendes. Und vor allem: Unglaublich Schmerzhaftes. Oft bin ich mit Wut aus den Workshops gegangen. Mit Trauer. Mit Zweifel daran, in was für einer Welt wir leben. Aber auch mit Hoffnung. Weil diese Jugendlichen Worte gefunden haben. Für das, was ihnen passiert ist. Für das, was nicht sein dürfte. Für das, wovon sie träumen, wenn sie zu träumen wagen.

Unterstützt wurde ich in allen drei Jahren von der Schauspielerin und Theaterpädagogin Maria Wolf. 2022 außerdem von der wunderbaren Erziehungswissenschaftlerin Dr. Ina Herrmann.

Die Werkstätten waren Teil des Bundesprojekts „Wörterwelten“ des Friedrich-Bödecker-Kreises.